Laufen

Die LAUFMAUS im Test

Ein Mann und eine Frau laufen durch den Wald und tragen dabei die LAUFMAUS an beiden handgelenken.

Lesedauer: 8 Min

Interview mit Sven Kruse, einem der bekanntesten deutschen Sportphysiotherapeuten, über die Wirkungsweise und seine Erfahrungen mit der LAUFMAUS, die in DIE HÖHLE DER LÖWEN vorgestellt wurde.

Ergonomisch geformtes Griffelement richtet den Körper beim Laufen auf

Zahlreiche Publikationen in der Sportwissenschaft und Medizin gingen in der Vergangenheit immer wieder auf die richtige Armhaltung beim Laufen ein. Die weitaus wichtigere korrekte Handhaltung sowie die sensomotorische Kontrolle der Handinnenflächen für Körperspannung und -haltung wurden dagegen weitestgehend vernachlässigt. Dieses Versäumnis soll mit dem neuen Hilfsmittel LAUFMAUS nun endlich korrigiert werden.

Die LAUFMAUS ist ein ergonomisch geformtes und sehr leichtes Griffelement für die Hände. Laut Hersteller vereint sie wissenschaftliche Erkenntnisse aus Hirn-, Evolutions- sowie Verhaltensforschung mit den praktischen Erfahrungen vieler Anwender.

Durch ihre besondere Konstruktion werden mechanische und sensomotorische Stellreflexe in den Handinnenflächen initiiert, die die Hände in eine Vorhalteposition bringen. Dadurch wird der Oberkörper aufgerichtet und stabilisiert. Körperspannung und -kontrolle verbessern sich. Durch die Außenrotation der Hände entspannen sich der Hand-Arm-Schulter-Komplex und die Nackenmuskulatur des Anwenders.

Die Extremitäten werden besser durchblutet, der Brustkorb weitet sich, der Laufstil wird ökonomischer, Gelenkbelastungen werden reduziert und der Puls sinkt. Das neue Hilfsmittel richtet sich sowohl an Wanderer und Läufer als auch an Leistungssportler und nicht zuletzt Rehapatienten.

Entwickelt wurde die LAUFMAUS von Dr. med. Horst Schüler aus Münster. Ein schwerer Autounfall war für den Facharzt für Allgemeinmedizin sowie Sportmediziner und Osteopath der Auslöser für die Entwicklung der Weltneuheit. Der LAUFMAUS Erfinder war jahrzehntelang passionierter Läufer und Betreuer zahlreicher Spitzensportler, bis der Unfall ihn von jetzt auf gleich aus der Bahn warf.

Die Folgen: Schädigung am Rückenmark, Lähmung und Bewegungsunfähigkeit. Eine schockierende Diagnose, die sein Leben, wie er es bis dahin kannte, abrupt beendete. Sein eiserner Willen, seine Bewegungsfähigkeit zurückzugewinnen, mündete in das neue Hilfsmittel namens LAUFMAUS, das ihn selbst wieder vollumfänglich beweglich machte.

Wir sprachen mit Sven Kruse, der die Entwicklung von Anfang an beobachtete und das Griffelement seit Sommer 2020 erfolgreich zur Therapie in seinem Rehazentrum einsetzt, über seine LAUFMAUS Erfahrungen.

Herr Kruse, was ist eigentlich eine schlechte Körperhaltung?

Evolutionstechnisch und von unserer Genetik sind wir immer noch Jäger. Das bedeutet, dass wir unsere Schultern hochziehen, wenn wir uns im Jagdmodus befinden. Dadurch wird die Atemhilfsmuskulatur aktiviert, damit für den Sprint genügend Sauerstoff zur Verfügung steht. Nach getaner Arbeit, also nach erfolgreicher Jagd oder positivem Erfolgserlebnis, fällt die Anspannung, unterstützt durch die Ausschüttung von Endorphinen, wieder ab.

In unserer heutigen Stressgesellschaft haben wir allerdings kein Ende der Jagd, da unablässig E-Mails, Anrufe und andere Reize auf uns einströmen, was dazu führt, dass wir permanent die Schultern hochziehen und die Muskulatur dauerhaft kontrahiert. Der Muskeltonus steigt, das Muskelgewebe wird fest und sauer und die Laufökonomie nimmt ab.

Wenn man sich – besonders, aber nicht nur in der anhaltenden Corona-Zeit – unsere modernen Lebensumstände und die heutige Arbeitsplatzgestaltung anschaut, sieht man: Wir verbringen täglich viele Stunden sitzend am Schreibtisch, im Auto oder vor dem Fernseher, anstatt uns zu bewegen. Dies hat Folgen für unseren Körper und unser Wohlbefinden. Die Folgen sind eine schlechte Körperhaltung, Beschwerden des Bewegungsapparates, ein Verschluss von Engstellen in den Gelenkbeugen, defizitäre Bewegungsmuster und infolgedessen eine Zunahme von Verletzungen.

Jedem von uns ist etwas Besonderes und Individuelles in die Wiege gelegt worden. Jeder Mensch ist anders und keiner identisch. Deshalb stellt sich physiologisch nicht die Frage nach richtig oder falsch. Als Therapeuten versuchen wir, den Menschen als Individuum zu sehen und die individuellen Bewegungsmuster oder Gelenkeinstellungen lediglich zu verbessern oder zu optimieren, um Schmerzen oder Verletzungen zu reduzieren oder zu vermeiden.

Die LAUFMAUS ist ein Tool, das uns im Sinne des Prehabs (prehabilitatives Training) dabei hilft, die individuellen Bewegungsmuster und Gelenkeinstellungen zu optimieren, um Verletzungen und Bewegungsproblemen vorzubeugen.

Was kann man dagegen machen?

Eigentlich ganz einfach: Die beste Therapie für Beschwerden am Bewegungsapparat ist das Gehen und Laufen. Dabei kommt der Bewegungsökonomie eine besondere Bedeutung zu. Wichtig ist eine minimale Belastung des Bewegungsapparates, um Überbeanspruchungen zu reduzieren. Bewegungen wie Gehen und Laufen sind regulierende Bewegungen (regulatorische Mechanismen), die den Körper wieder in Balance bringen.

Wie kann die LAUFMAUS helfen, dies umzusetzen?

Die LAUFMAUS simplifiziert die Verbesserung der Lauftechnik und führt durch die distale Stellung des Daumen-Finger-Kontinuums über die Hand und den Armkomplex zur Aufrichtung des Oberkörpers. Dabei rotieren die Hand und der Unterarm nach außen und das Schulterblatt wird näher zur Wirbelsäule gezogen (Schulterblattspannung). Das hat zur Folge, dass die Brustwirbelsäule sich aufrichtet (BWS-Aufrichtung). Dadurch wird die Natürlichkeit der Bewegung gefördert. Durch die aufgerichtete BWS stellt sich die Halswirbelsäule ebenfalls richtig ein, was zu einem besseren Blickwinkel führt.

Hierdurch werden Belastungen des Laufens reduziert und ökonomisiert. Diese Verbesserung des natürlichen Laufstils sehen wir mittlerweile auch bei unseren Patienten auf dem Laufband. Wir setzen die LAUFMAUS hier schon postoperativ in der frührehabilitativen Phase oder bei Patienten mit Gangstörung ein. Diese verspüren durch den Druck in den Handinnenflächen eine sofortige Verbesserung von Sicherheit und Stabilität.

Könnten nicht einfach Nordic-Walking-Stöcke diese Arbeit verrichten?

Kurze Antwort: nein, definitiv nicht. Lange Antwort: In der Praxis sehen wir immer wieder, wie Patienten ohne richtige Schulung im Umgang mit Nordic-Walking-Stöcken eine Problematik im Schulter-Nacken-Bereich entwickeln. Dies liegt unter anderem am aktiven Stockhub. Hierbei entstehen Verspannungen im Trapezius der Halswirbelsäule und

Affektionen in der Bizepssehne durch aktives Heben. Beim Stockaufsatz mit Kraft, also wenn der Stock beispielsweise vibriert oder hängen bleibt, treten im Bereich des Ellenbogengelenkes Epikondylitiden und in der Hand Sensibilitätsstörungen auf. Der Nerv reagiert auf Erschütterung mit weniger Umsatz oder weniger Übertragung der Reize. Dieses Phänomen tritt auch bei Patienten auf, die mit Schlagbohrmaschinen arbeiten oder Holz hacken.

All diese möglichen negativen Einflüsse gibt es beim Einsatz der LAUFMAUS nicht. Hier findet keine aktive Hebung über die Schulter statt und auch der negative Impact durch den Stockaufsatz entfällt. Es besteht keinerlei Kontakt zum Boden.

Die von mir geschilderte Problematik tritt jedoch nur bei falsch oder nicht erlerntem Stockeinsatz auf. Bei gut ausgeführter Technik, wie sie die mir gut bekannte Rosi Mittermeier und Christian Neureuther umsetzen, tritt sie sicherlich nicht auf, was in der Praxis leider häufig nicht der Fall ist.

Aber setzen nicht auch Nordic-Walking-Stöcke die Arme effektiv beim Laufen ein?

Im Gegenteil, ein weiterer Unterschied bei Stöcken ist die Limitierung der Armbewegung. Die Arme schwingen nicht nach natürlichem Bewegungsmuster. Entwicklungsphysiologisch oder genotypisch kennt der Mensch die Bewegung mit dem Stock nicht. Die LAUFMAUS limitiert die normale Bewegung hingegen überhaupt nicht, sondern ermöglicht ein freies, natürliches Durchschwingen der Arme.

Außerdem hilft die LAUFMAUS dabei, fasziale Vorspannung für die Energierückgewinnung optimal zu nutzen, den sogenannten Recoil-Effekt.

Warum spielen ausgerechnet die Hände eine so große Rolle beim Laufen?

Sowohl das Gehen als auch das Laufen sind biomechanische Meisterleistungen unseres Körpers. Kopfdrehung und Haltung der vorderen oberen Extremitäten sind für die Stellung des Schulter-Arm-Komplexes, für die Körperspannung und Richtungsstabilität enorm wichtig. Für eine maximale Laufbeständigkeit, Bewegungsökonomie und Gesundheit muss physiologisch vieles im unteren und oberen Körperbereich perfekt zusammenspielen.

Für die Orientierung des Körpers im Raum stehen uns unsere Gleichgewichtsorgane und unsere Füße mit ihrer Erdung zum Boden zur Verfügung. Dies macht den Lauf zu einer sehr komplexen Aufgabe für uns Menschen. Die Hände wissen nicht, wo sie im Raum stehen. Wenn diese allerdings etwas in der Hand halten, bekommen plötzlich auch unsere Hände und Schultern eine Orientierung im Raum.

Woran liegt das?

Durch die LAUFMAUS bekommt der Anwender einen Input, dass unser Organismus denkt, er arbeitet in einem geschlossenen System ähnlich wie im Vierbeinstand, bei dem auch die oberen Extremitäten mit dem Boden verbunden sind. Somit bekommt das System plötzlich eine Rückmeldung von vier, anstatt nur von zwei Punkten.

Die empfundene Unterstützungsfläche vergrößert sich und die Stabilität und empfundene Sicherheit nehmen zu. Die LAUFMAUS funktioniert ähnlich wie das Festhalten an einem imaginären Geländer. Man erfährt durch sie eine höhere Stabilität, weil sich die Unterstützungsfläche vergrößert.

Sie stellt damit im übertragenen Sinn eine Art sensomotorische Einlage für die Hände dar. Mit dieser üben wir eine konsensuelle Wirkung auf die Handflächen aus. Also eine reflektorisch ausgelöste Reaktion, die auch auf der dem Reiz gegenüberliegenden Körperseite gleichsinnig abläuft und zur Verbesserung der Stabilität führt.

Das erinnert ein bisschen an Kleinkinder, die sich erst mal überall festhalten, wenn sie die ersten Schritte wagen.

Der Vergleich ist gar nicht schlecht. Wenn Kinder dies tun, können sie eigentlich bereits laufen, sie haben zu diesem Zeitpunkt nur einfach noch Angst, zu fallen. Ähnlich ist es nach einer langen Immobilisation, wenn man das Laufen wieder „neu“ erlernen muss. In diesem Fall muss die Beinachse koordinativ neu eingestellt werden, weil das inter- und intramuskuläre Zusammenspiel nicht mehr stimmt und man intuitiv versucht, eine Entlastungsbewegung auszuführen.

Bei unseren postoperativen Behandlungen stellen wir die Patienten deshalb zunächst aufs Laufband, auf dem sie sich festhalten. Im nächsten Schritt löst die LAUFMAUS das Festhalten ab. Dadurch steigt die Sicherheit beim Patienten und wir erzielen schneller Fortschritte.

Für Sportler spielt das Festhalten eher weniger eine Rolle, oder?

Das würde ich nicht sagen. Ein guter Trainer erkennt schon am Gang seines Athleten, ob sich eine Verletzung anbahnt. Viele junge Fußballspieler, die in der Jugend bis zum 15. oder 16. Lebensjahr in unterschiedlichen Auswahlmannschaften spielen und bei denen man Karrierechancen sieht, bleiben plötzlich in ihrer Entwicklung stehen. Oftmals sind das Spieler, die in ihrer Entwicklung limitiert sind.

Warum ist das so? Weil diese beispielsweise den Blick immer noch auf den Ball gerichtet haben und nicht in der Lage sind, nach oben zu schauen, und damit das notwendige räumliche bzw. periphere Sehen nicht mitbringen. In diesem Fall ist die Augen-Ball-Koordination noch nicht abgeschlossen, was vielfach auf die reflektorische Oberköpereinstellung zurückzuführen ist. Dies sind oft Kinder, die ihre Hände und Unterarme verkrampfen bzw. verkrampft halten. Diese falsch erlernte Handstellung kann man mit der LAUFMAUS gut auflösen. Das hat zur Folge, dass der Kopf plötzlich höher genommen und die Lunge besser belüftet wird. Außerdem verbessert sich die Spielübersicht.

Die LAUFMAUS baut im Vorfeld mögliche Bewegungsmodifikationen ab. Oder anderes Beispiel: Versuche im Bereich der Neurologie oder auch der Sportphysiotherapie haben gezeigt, dass, wenn wir eine Einbein-Kniebeuge auf einer instabilen Unterlage ausführen, die Qualität der Bewegung und die Standfestigkeit zunehmen, sobald wir etwas in den Händen halten. Man spricht hier auch von einer distalen Integration oder Einleitung.

Kann es nicht passieren, dass die LAUFMAUS während des Laufens als Fremdkörper, also als störend empfunden wird?

Nein, denn die LAUFMAUS hilft dabei, den natürlichen Bewegungsablauf subkortikal, also im Unterbewusstsein, oder nicht willentlich einzustellen. Sie unterstützt durch die Aufrichtung des Oberkörpers die richtige Stellung des Beckens, sodass die Beinachse besser eingestellt ist.

Und was passiert ohne LAUFMAUS?

Ein nach vorn gekipptes Becken erzeugt dagegen einen x-beinigen Lauf. Dieser führt zu einer Fehlbelastung im Kniegelenk und kann den Meniskus schädigen oder zu Arthrose führen. Das Knie als Scharniergelenk ist das Opfer zwischen zwei Kugelgelenken, nämlich Hüft- und Sprunggelenk. Die Hüftstabilität und -kontrolle ist aus meiner Sicht maßgeblich verantwortlich für Knieverletzungen.

Welche Eigenschaften der LAUFMAUS sind in Ihrer Arbeit darüber hinaus wichtig?

Wenn der Körper aufgrund eines zu hohen Muskeltonus oder eines unterschwelligen Schmerzzustandes (latenter Schmerz) zumacht, verfallen wir in die sogenannte embryonale Stellung: Wir rollen uns ein. Das ist evolutionstechnisch so in uns veranlagt. Wichtig ist es aber, dass wir uns öffnen und aufrichten. Die LAUFMAUS hilft wie bei der Theorie der Propriozeptiven Neuromuskulären Fazilitation, kurz PNF, Patienten, deren natürliche Bewegungsabläufe gestört sind. Sie unterstützt die Therapie bei orthopädischen und neurologischen Erkrankungen und nach chirurgischen Eingriffen und Verletzungen.

Unser Ziel ist es, das Nerven- und Muskelsystem durch eine Anbahnung von Bewegungsabläufen in die Lage zu versetzen, notwendige Bewegungen wieder durchzuführen. Dies geschieht durch gezielte Berührungen und Bewegungsaufträge. Die LAUFMAUS unterstützt diesen Prozess durch die sensomotorische Rückkopplung in den Handinnenflächen positiv. Sie hilft dabei, das Koordinationstraining zur Regulierung der Muskelspannung umzusetzen, um das ökonomische Bewegungsverhalten wiederzuerlangen.

Sie plädieren dafür, die LAUFMAUS schon bei Kindern einzusetzen. Warum ist Ihnen das wichtig?

Wenn ich an die vergangenen zwölf Monate denke, dazu noch an die Zeit, die vor uns liegt, laufen wir Gefahr, Kinder in bestimmten Altersklassen dauerhaft als „verlorene Generation“ zu schädigen. Viele Corona-Kinder haben bereits eine Entwicklungsretardierung. Das viele Lernen im Präsenzunterricht, im Homeschooling, sitzend am Schreibtisch, liegend im Bett zum einen. Die geschlossenen Sportvereine, ausgefallenen Bewegungsveranstaltungen, fehlende körperliche Betätigung über Monate zum anderen.

Das alles zusammen führt zu einer geistigen, seelischen und vor allem körperlichen Verzögerung der natürlichen Entwicklung bei den Kindern. Im schlimmsten Fall bilden sich Muskulatur und motorische Fähigkeiten zurück. Und das alles verstärkt ja ohnehin nur eine zweifelhafte Entwicklung, in der moderne Lebensumstände die Bewegungsradien der Kleinen ohnehin immer mehr einschränken. Die Folge sind defizitäre Bewegungsmuster.

Die LAUFMAUS hilft dabei, den natürlichen Laufstil, der in uns gespeichert ist, schneller abzurufen und natürliche Bewegungsmuster schneller zu erlernen. Deshalb ist die LAUFMAUS speziell bei Kindern genauso wie bei Laufanfängern im Allgemeinen, Wiedereinsteigern, postoperativ oder bei defizitären Bewegungsmustern besonders gut anzuwenden.

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